53. Zangs, Herbert

Herbert Zangs (1924 – 2003)

Arbeiten aus fünf Jahrzehnten     

 22. 11. – 20. 12.2009

 vorn         Ausstellungseröffnung 22.11.2009 11 Uhr
 Herbert Zangs „gehört zu den wichtigsten und – gemessen an seiner Bedeutung – unbekanntesten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit. Zangs repräsentiert keine bestimmte Avantgarde, sondern er lief der Avantgarde immer voraus, es ist, wenn man so will, ein Hebammenhelfer der Moderne. Was Zangs vor Beuys, vor Christo, vor Manzoni und vor der Düsseldorfer Gruppe Zero an experimenteller, neuer Kunst produzierte, muss auch heute noch jeden staunen machen, der sich zu diesem Oevre bekennt.“ (Michael Stoeber)
Einladung: H.Zangs Vortrag zur Eröffnung:  22.11.2009
Pressestimmen zur Ausstellung:

Hamburger Abendblatt:

www.abendblatt.de/region/harburg/article1273830/Ein-Avantgardist.html

Harburger Anzeigen + Nachrichten :

www.han-online.de/HANArticlePool/0000012535802b6b0057006a000a005247808242

2009-11-22 Zangs

zur Eröffnung der Ausstellung Herbert Zangs  „Arbeiten aus fünf Jahrzehnten“

von Dr.Sven Nommensen

Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig

Herbert Zangs, der in Krefeld aufwuchs, meldete sich am 8. März 1941 – wenige Monate nach dem Beginn seiner Ausbildung zum Musterzeichner an der Krefelder Werkschule und kurz vor seinem 17. Geburtstag – freiwillig zum Kriegsdienst.

Bereits dieses Ereignis aus seiner Jugend liefert Indizien für die Veranlagung des 1924 geborenen Zangs und ist zugleich eine wichtige Voraussetzung für seine künstlerische Entwicklung.

 

Zunächst zur Entscheidung, in den Krieg zu ziehen: Seine Biografin Susannah Cremer-Bermbach schreibt, diese Entscheidung war seiner Abenteuerlust geschuldet. Diese spontane Sprunghaftigkeit, diese Neugier nach Unbekanntem, dieses Fernweh sollten sich als Eigenschaften  herausstellen, die er als Lebensstil etabliert.

 

Bereits vor der Ausbildung zum Musterzeichner hatte Zangs verschiedene Ausbildungen begonnen und wieder abgebrochen. Nach seinem Kunststudium setzt er seinen unsteten Lebensstil fort, besitzt keinen festen Wohnsitz, kehrte allenfalls zwischen seinen Reisen immer wieder nach Krefeld zurück. Er reiste durch Europa, Afrika, Asien, Amerika, Australien – mit wenig oder ohne Geld –, quartierte sich bei Freunden, Galeristen oder Fremden ein. In Paris lebte er seit den 50er Jahren für einige Monate oder auch für längere Zeiträume – hier sollte er viele Künstler treffen, die für seine Entwicklung maßgeblich waren.

 

War er auf der einen Seite angetrieben durch Unstetigkeit, Neugierde und Schaffenskraft ständig auf der Suche nach Inspirationen, nach Experimenten, nach Anregungen und Anlässen. stand ihm auf der anderen Seite die Sprunghaftigkeit im Wege. Breite öffentliche Anerkennung wie die seiner Mitstreiter Joseph Beuys, Yves Klein oder Piero Manzoni sollte ihm versagt bleiben – obwohl er das vorweggenommen hat, womit Klein und Manzoni weltberühmt werden sollten, das Weiß als bestimmende Farbe.

Es hat den Anschein, als dass er es in Kauf nahm, sein Werk, dem unzweifelhaft ein Platz an höchster Stelle gebührt, selbst zu desavouieren.

Eine Ursache scheint seiner Einstellung gegenüber der offiziellen Zunft der Kunsthistoriker geschuldet zu sein. „Um Kunsthistoriker habe sich Herbert Zangs nie gekümmert„, gemerkt Manfred Schneckenburger zu Recht. Umgekehrt stellt Zangs die Kunsthistoriker, die traditionellerweise auf Kategorien zurückgreifen und vergleichende Zuordnungen schaffen, vor schwierige Aufgaben: seine Unberechenbarkeit, Antikonformistismus und künstlerischer Anarchismus förderten ein „hochsensibles Kraftwerk“ (Schneckenburger) zu Tage.

 

Symptomatisch für Zangs’ Unberechenbarkeit war denn auch seine Reaktion auf die Begegnung mit Heinz Mack und Otto Piene. Die beiden Künstler waren im Begriff, eine der wichtigsten deutschen Bewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu gründen, die Gruppe ZERO, und boten ihm die Teilnahme an. Zangs schlug aus.

Schon in diesen frühen Jahren deutet sich der Eindruck an, den Zeitzeugen über Zang gewinnen mußten. So schreibt Uwe Rüth, der ehemaliger Direktor des Museums „Glaskasten“ in Marl: „Seine lebenslangen Eskapaden, seine bis zum Bösartigen reichenden Provokationen, sein unbeeinflussbarer aber ausnutzender Umgang mit der offiziellen Kunstwelt – vom domestizierten Museumswesen bis zum kommerzialisierten Kunsthandel – und seine von jeglicher Abhängigkeit gelöste Lebensform haben ihn zum ‚enfant terrible’ aber auch zum ‚Phänomen’ (Peter Brünung) Zangs gemacht. Insofern ist Herbert Zangs einer der letzten unabhängigen Avantgarde-Künstler, der sein Leben und sein Werk konsequent und rücksichtslos verwirklichte.“

 

Doch zurück zu den Anfängen seiner Laufbahn:

Der zweite Aspekt, der sich aus der in der Jugend getroffenen Entscheidung für den Kriegsdienst herauslesen lässt, betrifft seine künstlerische Affinität.

 

Schon während des Kriegsdienstes trat sein Interesse für gestalterische Tätigkeit zu Tage. Er illustrierte Offiziersgedichte und Briefe, was ihm die Anerkennung der Kameraden und das nötige Selbstvertrauen einbrachte, sich nach dem Ende der kriegsbedingten Entbehrungen und Erfahrungen für ein Kunststudium zu entscheiden.

In die Zeit des Kriegsdienstes fiel auch ein Ereignis, das für seine Objekt-Verweissungen von Bedeutung sein sollte und von dem noch die Rede sein wird.

 

Nach dem Krieg nahm Zangs sofort sein Studium in der Akademie Düsseldorf auf. Hier sollten sich materielle Zwänge unmittelbar auf sein Verhältnis zur tradierten Auffassung von Kunstproduktion und den weitläufig anerkannten kunstgeschichtlichen Konventionen auswirken. Die aus der Studienzeit stammenden Arbeiten lassen keine nennenswerten Einflüsse bestimmter Lehrer erkennen; die gegenständlichen Gemälde oder stilisierten Landschaften entsprachen der noch aus Vorkriegszeiten anhängenden Stilrichtungen und der konservativ ausgerichteten Lehrerschaft der Akademie.

Während sich Zangs für Kunstgattungen, Stilkunde oder akademische Fragestellungen kaum interessierte, war hingegen für ihn die Abteilung der Maltechnik unter der Leitung von Wilhelm Herberholz von entscheidender Bedeutung. Hier wurden den Studenten nicht nur die Grundkenntnisse der Maltechnik vermittelt – wie das Grundieren von Leinwänden, Aufziehen auf Keilrahmen, Herstellung von Farben und drucktechnischen Hilfsmitteln sowie verschiedener Mal- und Zeichentechniken -, der Abteilung der Maltechnik war darüber hinaus die Restaurierungswerkstatt angegliedert. Unter Anleitung von Herberholz reparierten und restaurierten die Kunststudenten kriegsbeschädigte Gemälde und Keramiken der Akademiesammlung. Beide Betätigungsfelder – das Studium der Maltechnik und das Restaurieren – bereiteten Zangs ein weites Feld für den experimentellen Umgang mit aller Art von Material. Entgegen der akademischen Tradition, nur erprobte und „angemessene“ Materialien zu verwenden, machten die Studenten der Maltechnik aus der nachkriegsbedingten materiellen Not eine Tugend und griffen auf unkonventionelle Materialien zurück, z.B. Makulatur als Maluntergrund.

 

Während des Studiums lernte Zangs auch Joseph Beuys kennen, haben sich die beiden doch fast zeitgleich in der Düsseldorfer Akademie eingeschrieben. Schon im Studium zeichnete sich ab, dass beide unterschiedliche Wege einschlugen. Während Beuys sich an seinem Lehrer Ewald Mataré abarbeitete und später die Themen Tod, Schmerz und Leid intellektuell durchdrang, suchte der handwerklich begabte Zangs den experimentellen Umgang mit aller Art von Material. Die Lebensumstände und die künstlerischen Aktivitäten führten die beiden immer wieder zusammen. Beuys war von der Schaffenskraft Zangs beeindruckt. Er sagte über ihn: „Die Frage, die er immerfort vor sich her produzierte war, wie das Schicksal eines Vollblutmalers in dieser Zeit wohl aussehen würde. Er lieferte eine ganze Reihe von Gegenbildern, an denen man sehr viel Orientierung finden konnte.“

 

Bereits Ende der 40er Jahre begann in Europa ein künstlerischer Paradigmenwechsel. Von Paris aus – dem europäischen Nukleus der abstrakten Kunst – breitete sich über Deutschland eine neue Formensprache aus. Für deutsche Künstler waren die amerikanische Variante der Abstraktion, der so genannte Abstrakten Expressionismus, und die lyrische Abstraktion französischer Prägung eine Konfrontation mit einer gänzlich neuen Formensprache, die viele der bisher als unverrückbar geltenden Normen und Anschauungen in Frage stellte.

 

Auch in Deutschland ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. In Recklinghausen gründete sich 1948 die Künstlervereinigung „Junger Westen“ mit Emil Schumacher, Heinrich Siepmann u.a. 1949 gruppierten sich die Künstler Willi Baumeister, Fritz Winter, Rupprecht Geiger u.a. um eine lose Interessengemeinschaft namens ZEN 49. Beide Gruppierungen schrieben sich die Abstraktion auf ihre Fahnen.

 

Auch der wissensdurstige, neugierige und experimentierfreudige Zangs ließ sich von den Anregungen aus Amerika und Paris inspirieren. Dazu zählen die Ausstellungen, die er vor allem in Paris sehen konnte und die Begegnungen mit anderen Künstlern. 1951 trifft er WOLS (Alfred Otto Wolfgang Schulze) in Paris, nicht nur ihre Vorliebe unter den Brücken der Seine zu nächtigen, sondern das gemeinsame Interesse an den neuen Ausdrucksmöglichkeiten verbindet sie. WOLS führt Zangs in die Pariser Szene ein, verschafft ihm wertvolle Kontakte und gibt wichtige Ratschläge. Er führt ihn in Ausstellungen, auf denen er die Arbeiten von Hartung, Mathieu, Pollock, Tobay u.a. kennenlernt. Wie viele andere europäische Künstler, ist Zangs von Pollocks revolutionärer Arbeitsweise fasziniert. Legt der Amerikaner doch Leinwände auf Boden und lässt die Farbe darauf tropfen. Diesen polyfokalen drippings lag schließlich eine gänzlich neue Bildauffassung zugrunde.

In der gleichen Arbeitsweise sind auch die drippings von Zangs entstanden, von denen wir in dieser Ausstellung ebenfalls ein Werk ausgestellt haben.

 

Der Ursprung der Verweissungen allerdings geht weniger auf ein Vorbild zurück als vielmehr auf praktische Umstände, die gepaart mit den oben angedeuteten Kriegserlebnissen und psychischen Befindlichkeiten, die dem totalen Neuanfang Deutschlands geschuldet sind.

Anfang der 50er Jahre überließ ein Krefelder Rahmenvergolder Zangs einige Eimer mit Resten weißer Farbe. Hört sich dieser Umstand zunächst recht banal an, entspricht er doch dem Credo des Künstlers: es gibt nichts, was nicht kreativ zu verwerten ist. Die Materialknappheit der Nachkriegszeit tat ihr Übriges.

 

Die Verweissungen haben verschiedene Ursachen.

Zunächst übte die Farbe Weiß seit seines Kriegsdienstes Faszination auf ihn aus. In Finnland stationiert, prägte ihn der überraschende, winterliche Wandel der Landschaft. Als er eines Morgens aufwachte, blickte er in eine verwandelte Welt: Der Schnee hatte die Landschaft über Nacht bedeckt. Das gestern noch Bekannte begegnete dem jungen Menschen mit einem Mal merkwürdig fremd, seltsam entrückt. Das unbekannte Bekannte verlangte nach neuer Orientierung. Die Wirklichkeit büßte ihre Beständigkeit ein.

 

Die Infragestellung von Wirklichkeiten – dies war ein die gesamte Kriegsgeneration prägender Paradigmenwechsel, der auch an den Künstlern nicht spurlos vorbei ging. Weiß schien Zangs ein adäquater Ausdruck seiner inneren und äußeren Befindlichkeiten.

Er ver- oder bedeckt die Objekte nie komplett weiß, sondern lasierendes Weiß gibt das Material, die Strukturen der Oberflächen zu erkennen. Auf der einen Seite wird den verweissten Gegenständen ihre materielle Haptik entzogen und das materiell-energetische Feld gemildet; auf der anderen Seite rücken visuelle Strukturen, ästhetische Rhythmen und Spannungen in den Vordergrund.

Die Wahl seiner Objekte ist vielfältig: vom einfachen Schachteln über Assemblagen (auf einem Trägerplatte montierte Gegenstände) bis zu mixt media Objekten.

Ein Puppengesicht in einem Lampenschirmgestell, ein zerbrochener Kleiderbügel, Holzspangen mit Schrauben versehen, ein Schlips auf einem Blechschild und nicht zuletzt ein liegendes Pferd, an dessen Korpus ein Tischbein gebunden ist – diese fragilen Montagen, die fahl-weißen Oberflächen strahlen morbiden Charakter aus und evozieren Assoziationen zu der Farblosigkeit, der entstellenden Fahlheit des zerstörten Nachkriegsdeutschlands. Die Städte hatten unter dem Krieg ihre Konturen verloren, ganze Straßenzüge waren unter Schutt vergraben, Häuser waren lediglich an Mauerresten erahnbar, Bäume stakten als verkohltes Geäst in den Himmel – die Gegenständlichkeiten sind einer nivellierenden Gewalt zum Opfer gefallen und repräsentieren mehr ein schemenhaft-visuelles Ereignis als eine gegenständliche Konsistenz.

Zangs Verweissungen mildern die Schärfe der Objekte, ihre gegenständliche Präsenz.

 

Weiß verkörpert aber auch den Neuanfang. Tabularasa. Altes verdecken, vergessen und hinter sich lassen. Im Neu-Anfang liegt ein Zauber, die Magie des Unschuldigen und Unbelasteten, die durch die Farbe Weiß seit jeher symbolisiert wird – erinnert sei an die weiße Lilie.

 

Udo Kultermann erinnert daran, dass Weiß gleichermaßen den Mangel an Farbe wie auch die Summe der Farben verkörpert. Der deutsch-amerikanische Kunsthistoriker weiß um die Ambivalenz der Farbe und zitiert eine Passage aus Melvilles „Moby Dick“, die das Weiß des Wales thematisiert: „[trotz dieser tausend Verbindungen, durch die das Weiße sich allem zugesellt, war ruhmvoll und erhaben ist, lauert dennoch etwas schemenhaft Unfassbares im tiefsten Sinn dieser Färbung […]. Die Unfassbare ist die Ursache, warum die Vorstellung des Weißen, wenn es sich aus freundlicheren Beziehungen gelöst und mit etwas an sich Entsetzlichen gepaart erscheint.“

2009-11-29 Karikatur

Vortrag:  “ Die Geschichte der Karikatur“

29.11.2009  11 Uhr im Kunstverein Buchholz

Dr. Sven Nommensen

Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig

2009 Lüneburg

12 – 15 Uhr

Exkursion zu den Ausstellungen:

Collection Rik Reinking (Rathaus Lüneburg)

ARTotale – Leuphana Urban Art Project (Stadt Lüneburg)

Führung Rik Reinking, anschließend Gesprächsrunde mit Rik Reinking

Anfahrt mit eigenem PKW oder Bahn

Info unter Tel.: 04181-3800868

www.artotale.com

2009-11-14 Ernst Barlach

 

Im Rahmen unserer Vortragsserie

„Reden über Kunst“

 werden wir am Sa. 14. November 2009  nach Hamburg ins Ernst-Barlach-Museum im Jenischpark fahren um dort  von Frau Stohwasser zum Thema

 „Emotion und Ausdruck bei Ernst Barlach“

zu hören. Anschließend ist ein Ausblick in den Park mit Informationen und Umtrunk (der Jahreszeit angepasst) geplant.

2009 Oldenburg

 

Kunstreise

 

Horst-Janssen-Museum Oldenburg

„Horst Janssen –

 Die Retrospektive zum 80. Geburtstag“

Mittagsimbiss

Führung

Abfahrt: Samstag 10. 10. 09

8.30 Uhr ab Buchholz ZOB

Kosten: EUR 35,-für Mitglieder des Kunstvereins

EUR 45,- für alle anderen

Anmeldung und Infos bis 07. Oktober 09

unter Tel.: 04181 – 38 00 868

Die Anmeldung ist nur gültig in Verbindung mit der Zahlung.

Mindestteilnehmerzahl: 25 Personen.

 

 

Liebe Mitglieder!

Liebe Freundinnen und Freunde des Kunstvereins!

Aus Anlass des 80. Geburtstags von Horst Janssen würdigt das Horst-Janssen-Museum Oldenburg dem Meister eine große Retrospektive.

Wir werden  in den Genuss einer besonderen Führung kommen, Ch. Selke persönlich wird uns leiten!!

Viele Grüße,

Ihre

Heike Hansen

52. Schulz, Hilke

Sprache der Seele

01.10. 2009 – 01. 11. 2009

ausschnitt

Thema der gezeigten Collagen ist ein kleines Dorf  in Schweden.

Eingebettet in eine Landschaft aus geheimnisumwobenen Wäldern, im Frühling von blumenbesäten Wiesen, im Winter oft unter Schneebergen verschwunden, eingetaucht in das wunderbar durchsichtige Licht, das von den großen Wasserflächen der vielen Seen reflektiert wird.

Seine Menschen sind wortkarg, manchmal schrullig. Sie sind von der großen Nähe der Natur geprägt, dem kargen Land mit den riesigen Granitblöcken wie von Riesenhand geschleudert, der Einsamkeit und der unglaublichen Stille.

Landschaft als Spiegel von Gefühlsstimmungen, der Verschmelzung von Realität und Abstraktion, sind Grundlage der Collagen.

Die Collage-Technik erlaubt alle Freiheit des Materials: Papiere unterschiedlichster Art, hauchzartes oder stark strukturiertes, eine große Farbauswahl und darüberhinaus das Integrieren unterschied-lichster Objekte wie Samenstände, Kapseln, gepresste Porreeschalen oder Rinde. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Wenn ich meine Arbeit beginne habe ich eine genaue Vorstellung im Kopf, aber sehr oft entwickelt die Collage ihre eigene Dynamik. Das lasse ich meist zu und freue mich über den neuen Weg, der Abenteuer und Entdeckung verspricht.

51. Suse Bauer + Hans Stützer

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  „Cabinet d`Ordres Possibles“

 

In der gemeinsamen Ausstellung von Suse Bauer und Hans Stützer zeigen die beiden Künstler Objekte, Zeichnungen und Projektionen, die im »Cabinet« installiert werden. Die Inszenierung ist hier nicht bloße Präsentation sondern Teil des Konzepts des »Cabinet d’Ordres Possibles«, in welchem die Präsentationsform selbst Betandteil dieses Referenzkabinetts wird. Die beiden sind aufmerksame Beobachter der verschiedenen Strategien von Identitätskonstruktion. 

Bedeutungsgefässe, Kultgegenstände, Chimeren und Sehnsuchtsverbildlichungen, die aus der Suche nach Sinn, Orientierung und Gemeinschaft herrühren, scheinen sich in den Arbeiten auf dramatische Weise zu materialisieren.  

»Die Materialität der Hülse« – so nennt Suse Bauer das, was sie interessiert. Ihre collagenhaften, reliefartigen Zeichnungen 

bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. 

Die expressiven Formen von üppiger Farbigkeit erreichen eine dreidimensionale Präsenz durch ihre besondere Materialität. 

Inszenierung von Bedeutung, Bedeutungsaufladung und Bedeutungsüberhöhung, also die Präsentation des Mysteriums – im Kleinen wie im Grossen – ist ein wiederkehrendes Element. 

Suse Bauer beschäftigt sich mit der Phänomenologie der Verehrung, nicht mit dem Mysterium selbst, sondern mit der repräsentativen Hülle und deren Substanz. 

Hans Stützer bedient sich verschiedener Medien. 

Neben Objekten und Zeichnungen bilden Videoarbeiten und Installationen den Schwerpunkt. Seine Arbeiten verweisen auf mediale Ikonographie, popkulturelle Phänomene und gesellschaftspoltische Kontexte. 

Dynamiken und Veränderungen der Geschichtswahrnehmung und damit der Selbstwahrnehmung ist zentrales Thema. Worte und Formen, insbesondere Symbole und zeitgeschichtliche, kunsthistorische sowie persönliche Schlüsselbilder werden neu zusammengestellt. 

Es entstehen Kontextverschiebungen bis hin zur Gegenwartsbeschreibung der subjektiven Realität des Künstlers wenn die Symbole transformiert oder aufgelöst werden.

2009 Hannover

Sprengel Museum Hannover „Marc, Macke und Delaunay“

Abfahrt: Samstag 20. 06. 09 – 10:15 Uhr ab Buchholz ZOB
Kosten: EUR 40,-für Mitglieder des Kunstvereins EUR 50,- für alle anderen
Anmeldung und Infos bis 12. Juni 09 unter Tel.: 04181 – 38 00 868

Wilhelm-Busch-Museum Hannover, „Carl Spitzweg und Wilhelm Busch – Zwei Künstlerjubiläen“, Führung, Mittagsimbiss
Abfahrt: Samstag 14. 03. 09, 10 Uhr ab Buchholz ZOB, Ankunft: ca. 18 Uhr
Kosten: EUR 37,- für Mitglieder des Kunstvereins, EUR 47,- für alle anderen

2009-08-27 Podiumsgespräch

Return of the unexpected

27. August 2009  19.30 Uhr

„Kultur als öffentliche und gesellschaftliche Aufgabe“

Podiumsgespräch mit Monika Griefahn.

MdB Sprecherin für Kultur und Medien der SPD Bundestagsfrakltion

und

Prof. Dr. Wolfgang Schneider

Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ Universität Hildesheim

2009-06-28 Pflanze

Sonntag, 28. Juni 2009 –  11 Uhr

 Flor incognita

„Die Pflanze in der künstlerischen Arbeit“

Diskussion mit den Künstlern der Ausstellung

anschließend Demonstration der Pflanzen Schrift durch Harald Finke

50. Imke Kügler, Reiner Maria Matysik, Harald Finke, Brigitte Raabe, Michael Stephan

Flora Incognita

Künstlerische Erkundungen zur Pflanze

(18.06. – 19.07. 2009)

 

imke-kugler

Imke Küglers Malerei gebiert amöbenartige, wuchernde, nahezu explodierende Pflanzenwesen. Die phantastischen, unbekannten Dimensionen entstammenden amoph-verzerrten Metamorphosen lösen eine Lawine von Assoziationen aus. Der Betrachter sieht sich mit einer surrealen, hybriden Welt der paradoxen Denkräume konfrontiert. Diese Fremdheit versteht die Künstlerin als Appell, unsere Wahrnehmungs-muster zu überprüfen. Imke Kügler lebt und arbeitet in Braunschweig.

reiner-maria-matysik

Reiner Maria Matysik entwirft Prototypen künftigen Lebens. Diese Modell verweisen auf die – seiner Meinung nach bevor stehende – grundlegenden postevolutionären Veränderungen. Die Organismen des Künslers sind mit neuartigen Lebensstrategien, mit offenen Strukturen, mit innovativer Energiegewinnung und starker sexueller Kraft ausgestattet und sichern ihr Überleben unter radikal veränderten Lebenszusammenhängen und – funktionen. Rainer Maria Matysik lebt und arbeitet in Berlin.

harald-finke

Harald Finkes Installationen bestehen im Wesentlichen aus Rechnern, einer Messanordnung und einem Graphik-Programm. Dies Messanordnung misst die Spannungsschwankungen am Pflanzenblatt. Die Messwerte generieren über ein computerge-stütztes Zeichenprogramm die PflanzenSchrift und stellen physiologisch bedingte Impulse der Pflanze dar. Subdialogisch erstellt der Künstler an einem Zweitrechner die Parallelzeichnung, die sich auf die PflanzenSchrift bezieht  oder umgekehrt, die PflanzenSchrift bezieht sich auf die Parallelzeichnung. Harald Finke lebt und arbeitet in Hamburg.

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Das Künstlerduo Raabe/Stephan befragt in ihren Arbeiten die Bedingungen menschlicher Befindlichkeit im Zusammenhang des Lebensraumes. Sie nutzen Informationen über die komplexen Wirkungsspektren der Substanzen aus der Materia Medica, um äußere Situationen auf ihr inneres Bildpotential zurückzuführen. Bei ihren Arbeiten, die sich häufig mit Garten- und Parksituationen ausein-andersetzen, werden Orte inszeniert, an denen Pflanzen angesiedelt sind. Neben ihren äußeren Erscheinungen verweisen diese, manchmal allein durch ihre lebende Präsenz auf verborgene Dimensionen menschlicher Existenz. Brigtte Raabe und Michael Stehpan leben und arbeiten in Hamburg.

 Imke Kügler

Reiner Maria Matysik

Harald Finke

Brigitte Raabe

Michael Stephan

 

 

49. Dietz, Madeleine

Hier ist Niemand

(05.04. – 10.05.2009)

Madeleine Dietz 

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…..wir sind geistige und denkende Wesen, wir dürfen auf der Erde und mit der Erde bauen – aber wir sind ein Teil von ihr, wir sind vergänglich, wir sind bei allen rationalen Fähigkeiten, die uns verliehen sind und derer wir uns zur Erfindung immer komplizierterer Werkzeuge bedienen, dieser Erde verwandt und auf sie angewiesen – vielleicht nicht mehr für den Bau eines Hauses, der heute auch anders zu bewerkstelligen ist, aber vielleicht wollen wir eines Tages zu ihr zurückkehren und sei es dann, wenn sie den vergänglichen Teil unseres Selbst wieder in sich aufnimmt.

Cornelia Wieg

48. Gernaert, Viviane

C L O S E

(22. 02. – 22. 03. 2009)

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Nahe dran…

.. an den Akteuren ihrer Inspirationsquelle, dem Actionfilm ist Viviane Gernaert mit ihren zweidimensionalen und plastischen Arbeiten. „Close“, so überschreibt die Künstlerin ihre aktuelle Ausstellung im Kunstverein Buchholz e.V.. Mit früheren Ausstellungen, wie „Bang Bang“ (2007) und „Cut“ (2008) in Berlin, hatte sie bereits auf das Genre des Actionfilms verwiesen, dem sie ihre Vorlagen entnimmt.

Perfekt choreographierte Kampfszenen, vollzogen in Atem raubender Geschwindigkeit, die es dem Auge kaum erlauben zu folgen, faszinieren Viviane Gernaert. Die Darstellung von Brutalität und Gewalt könnte, und damit beschwichtigt die Künstlerin den Betrachter zunächst, harmloser nicht sein. Eine scheinbar leichte, tänzerisch anmutende Bewegung wird so dargestellt, dass sie die Vorstellung von einer Kampfhandlung unmittelbar verwirft. Das unschuldige Weiß der plastischen Figuren suggeriert zunächst weder Aggression, noch Schmerz oder Verletzung. Die Momentaufnahme der Bewegung wird dargestellt und zu diesem Zweck exakt eingefroren. Die Handlung, der Ablauf und die Zeit sind nicht mehr von Bedeutung.

Zur genaueren Beobachtung ist es notwendig, dass die Künstlerin das von ihr bestimmte Objekt einer Filmszene heranzoomt. Ganz nah dran muss sie sein und dann seziert sie den gewählten Ausschnitt erbarmungslos, reduziert ihn auf eine einzige, scheinbar flüchtige Form, die in jedem Augenblick zusammen zu fallen droht. Die Farbe gibt dem Betrachter keinen Hinweis auf die Zuordnung des Objektes und doch ist der Ursprung jeder Plastik nur allzu deutlich: Der Protagonist von Gewalt in einer Filmsequenz. Doch nicht nur das – hier werden ganze komplexe Filmhandlungen in einer einzigen Figur erfasst und dargestellt. Schneeweißes Leinen und schön bewegte Falten leugnen zwar die gewalttätige Szene, die der Darstellung zugrunde liegt, aber die Haltung der plastischen Figur spricht ihre eigene Sprache.

Die Zeichnungen in roter Tusche, als zweidimensionale Momentaufnahmen gleicher Filmszenen in Blutrot, sind ebenso konsequent ausgearbeitet wie die plastischen Arbeiten Viviane Gernaerts.

Helene Pede