Tina Maria Nielsens (1964) Skulpturen sind keine festen Bilder und Vorstellungen von der Welt, sondern vielmehr Werkzeuge, die wir verwenden können, um selbständig weiter zu denken und wahrzunehmen. Kunst nicht als Einsicht, sondern als Mittel zur Einsicht. Damit ist nicht nur unsere Wahrnehmung während des Wachseins gemeint; unterbewusste Faktoren sowie körperliches Empfinden spielen mit in diesen Diskurs hinein.
Tina Maria Nielsens Arbeiten haben eine faszinierende Doppelwirkung: einerseits gibt es sinnliche, verleitende und taktile Elemente, andererseits die genauen, formellen und klaren Interpretationen der Welt – so wie bei den Abdrücken von den Wänden ihres Studios und der schematischen Rasterstruktur der Stahlverstärkung deutlich wird.
Wenn in ihren Objekten zerbrechliche und temporäre Dinge in neue Materialien wie Bronze, Zement, Wachs oder Gummi gegossen werden, verwandeln diese sich in etwas viel Stärkeres. Die Umsetzung von einem Material zum anderen befreit das gegossene Objektes von seinem Alltagsgebrauch und der damit verbundenen Wahrnehmung und verlagert es in einen Schwebezustand zwischen Bild, Prozess und Sprache.
Nielsens Arbeiten beschäftigen sich mit der Tradition von Skulptur genauso wie mit dem Spannungsfeld von Wahrnehmung und Begriff. Ihr Interesse an Objekten bezieht sich auf konzeptionelle Studien des 20. Jahrhunderts im Bezug auf das Wesen der Dinge und ihren Kontext: von Duchamps Erbe des Readymades bis hin zur Frage nach dem Wesen des Materials, die von Arte Povera und Minimal Art aufgeworfen wurde.
Ganz gleich welcher Zugang verwendet wurde, er wird immer in der fertigen Arbeit sichtbar sein. Was da ist, ist da, in all seiner Einfachheit und Komplexität. Es gibt nichts, was unter der Oberfläche verborgen ist.