48. Gernaert, Viviane

C L O S E

(22. 02. – 22. 03. 2009)

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Nahe dran…

.. an den Akteuren ihrer Inspirationsquelle, dem Actionfilm ist Viviane Gernaert mit ihren zweidimensionalen und plastischen Arbeiten. „Close“, so überschreibt die Künstlerin ihre aktuelle Ausstellung im Kunstverein Buchholz e.V.. Mit früheren Ausstellungen, wie „Bang Bang“ (2007) und „Cut“ (2008) in Berlin, hatte sie bereits auf das Genre des Actionfilms verwiesen, dem sie ihre Vorlagen entnimmt.

Perfekt choreographierte Kampfszenen, vollzogen in Atem raubender Geschwindigkeit, die es dem Auge kaum erlauben zu folgen, faszinieren Viviane Gernaert. Die Darstellung von Brutalität und Gewalt könnte, und damit beschwichtigt die Künstlerin den Betrachter zunächst, harmloser nicht sein. Eine scheinbar leichte, tänzerisch anmutende Bewegung wird so dargestellt, dass sie die Vorstellung von einer Kampfhandlung unmittelbar verwirft. Das unschuldige Weiß der plastischen Figuren suggeriert zunächst weder Aggression, noch Schmerz oder Verletzung. Die Momentaufnahme der Bewegung wird dargestellt und zu diesem Zweck exakt eingefroren. Die Handlung, der Ablauf und die Zeit sind nicht mehr von Bedeutung.

Zur genaueren Beobachtung ist es notwendig, dass die Künstlerin das von ihr bestimmte Objekt einer Filmszene heranzoomt. Ganz nah dran muss sie sein und dann seziert sie den gewählten Ausschnitt erbarmungslos, reduziert ihn auf eine einzige, scheinbar flüchtige Form, die in jedem Augenblick zusammen zu fallen droht. Die Farbe gibt dem Betrachter keinen Hinweis auf die Zuordnung des Objektes und doch ist der Ursprung jeder Plastik nur allzu deutlich: Der Protagonist von Gewalt in einer Filmsequenz. Doch nicht nur das – hier werden ganze komplexe Filmhandlungen in einer einzigen Figur erfasst und dargestellt. Schneeweißes Leinen und schön bewegte Falten leugnen zwar die gewalttätige Szene, die der Darstellung zugrunde liegt, aber die Haltung der plastischen Figur spricht ihre eigene Sprache.

Die Zeichnungen in roter Tusche, als zweidimensionale Momentaufnahmen gleicher Filmszenen in Blutrot, sind ebenso konsequent ausgearbeitet wie die plastischen Arbeiten Viviane Gernaerts.

Helene Pede