10 Jahre – 62 Ausstellungen
ZWIELICHT
26. September – 31. Oktober 2010
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen – EUR 10.-.
Graben in den Schichten der Zeit
Zum Werk von Heike Jeschonnek
von Angelika Sommer
„Das Vorbei ist kein Was, sondern ein Wie“ (Martin Heidegger)
Heike Jeschonnek schlägt ein neues Kapitel in der malerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Architektur und Stadtlandschaft auf. Kennzeichnend für ihr Werk ist die Arbeit mit dem Werkstoff Wachs und ein Überlagerungsverfahren, das der Eigengesetzlichkeit des Materials folgt. Das Vorgehen der Künstlerin ist beobachtend, assoziativ und intuitiv. Der Auftrag des Wachses mit dem Pinsel auf den Bildkörper entsteht in einem vielschichtigen Transformationsprozess mit erwünschten Kontrollverlusten. Jeder Arbeitsgang verändert das Bild und lässt es neu entstehen. Fläche und Raum erweitern sich Schicht um Schicht bis zur Anmutung tektonisch-haptischer Oberflächenqualitäten. In freier Zeichnung, und bisweilen einer Topologie des Zufalls folgend, entstehen durch Ritzen und Kratzen filigrane Linien, Punkte, Striche oder breitere Streifen, in die eingeriebene Farbe eindringt und die Messerspuren auf der Bildhaut sichtbar machen.
Konzentrierte sich die Künstlerin in ihren frühen Bildern überwiegend auf bekannte Berliner Bauwerke, die sie isoliert im ort- und menschenlosen Raum platzierte, bindet sie in ihre jüngsten Arbeiten auch narrative Elemente ein und bewegt sich im Spannungsfeld von Figur und Umraum. Dabei visualisiert sie disparate Raumsphären vergangenen Erlebens, die der Betrachter mit dem Fundus seiner Erinnerungen vergleicht und zu einem neuen homogenen Ganzen zu destillieren sucht. Doch stets schiebt sich zwischen das eben noch Fassbare das Unbestimmte, das So-noch-nicht-Gesehene in Gestalt der Unschärfe, die das Vertraute entrückt oder Unwesentliches überdeckt.
Heike Jeschonneks Bildobjekte stellen die Eindeutigkeit des Sehens und die Kategorien von Raum und Zeit grundlegend infrage. Sie halten die Wahrnehmung in einer permanenten Ambivalenz zwischen Nähe und Distanz, Verbergen und Offenbaren, Vergänglichkeit und Dauer. Spürbar drücken sie das Ringen um die Wiedergabe von etwas Ephemeren aus, das nur für kurze Zeit gegenwärtig ist, um beim sich Ablösen einer anderen Wirklichkeit Platz zu machen. In einer Geste des Grabens und Wieder-holens führt die Künstlerin in einer feinsinnig lyrischen Ausdrucksstärke das Verdämmern von Erinnerungen und flüchtigen Eindrücken wie in einem Zeit-Katalysator zusammen. Das ist der Augenblick, wo sich neue Erkenntnis über das Sein hinter der Oberfläche des ästhetischen Scheins einstellen kann
Heike Jeschonnek
1964 geboren / born in Gummersbach
1985-1993 Studium Diplompädagogik / study of social work
Diplom / diploma
1993-2001 Hochschule der Künste Berlin / university of arts Berlin
Meisterschülerin / master of arts
Preise und Stipendien / prizes and scholarships
2006 Karl-Hofer-Stipendium
2000 Atelier-Stipendium Pinow
1998 Erasmusstipendium Rotterdam
Einzelausstellungen / Solo Exhibitions
2011 Galerie Tammen Berlin
Kunstverein Niebüll, Richard – Haizmann Museum
Kunstverein Geldern
2010 Galerie Lake Oldenburg
zwielicht (Ausstellungsreihe)
Kulturagentur Landesverband Lippe
Kunstverein Trier
Kunstverein Rhein-Siegkreis
Kunstverein Buchholz
2009 zwischen zeit, first floor, Berlin
Galerie Tammen Berlin
Wohin, Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken
2005 Palast der Republik, Galerie Lichtschliff, Berlin
Gloria, Galerie „Hinterconti“, Hamburg
2004 Betonblumen, Kunstverein Dresden-Löschwitz
and all the buildings stood still, Galerie Weißer Elefant, Berlin
2003 Betonblumen, Installation Galerie Lichtschiff, Berlin
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl) / Group Exhibitions
2011 Kunstverein Reutlingen
2010 Die Kunst der Natur ist die Natur der Kunst, Künstlerverein Walkmühle, Wiesbaden
Saarländisches Künstlerhaus, Saarbrücken
2009 CREA BERLIN, Aarschot, Belgien
Stillleben, Galerie Tammen Berlin
2008 Zwölf, Galerie am Lützowplatz, Berlin
Kunstverein Töplitz
2007 Gezeichnet 2, Galerie Weißer Elefant, Berlin
Wettbewerb Stadtbildmalerei, GEHAG FORUM, Berlin
Stip Visite, Stipendiat_innen der KHG, Haus am Kleistpark, Berlin
Künstler der Galerie, Galerie Tammen Berlin
2005 Miniatur, Kunstgalerie altes Rathaus Fürstenwalde
2004 Ausgezeichnet, Stiftung Starke, Berlin
2003 Licht-Raum-Europa, Kunstverein „artis via“, Ingolstadt
MAIS, Bunker-Alexanderplatz, ‚Berlin
2002 Il Sonno (the dream), Gallery Gramma, Rom, Italien
How to fake Dreams, Installation Brotfabrik, Berlin
Heimat, Kunstwoche Jesteburg
2001 Forum Junge Kunst, Stiftung Starke, Berlin
MAIS, Gesundbrunnen-Bunker
naturae, Kunsthaus Essen
2000 Forum Wasserwelten, Themenpark, EXPO 2000 Hannover
Kunstmessen
seit 2007 Berlin, Istanbul, Karlsruhe