10 Jahre – 62 Ausstellungen
Nicht den Boden berühren
vita:
Katrin Sahner
geboren in Köln, lebt und arbeitet in Hamburg
2003 Diplom Freie Kunst, Hochschule für Bildende Künste Hamburg mehr unter www. katrinsahner.de
Auf den Schrank. Auf dem Stuhl sitzend, andere Beine
benutzend.
Schwingend, kletternd, rutschend, schaukelnd.
In sich kehrend.
Nein. Nein!
Ach. Na gut.
Noch mal.
In Gewissheit der Schwerkraft. Sich nicht fallen lassen.
Wir sind da so gut aufgehoben, oben oder unten.
Nicht den Boden berühren!
Es gibt Orte, da finden wunderliche Dinge statt: dort
passiert es immer wieder, dass Menschen nicht den Boden
berühren. Sich winden und klammern. Überwinden,
scheinbar ohne Anstrengung. Stehen und liegen, sich
abstützen und balancieren, ein Klettern durch Stühle, ein
Klemmen in Spalten, von hinten beleuchtet, ganz
in Arbeit versunken. Ein Schaukeln vor und eins zurück,
ein Rutschen, Stück für Stück ein bisschen vorwärts.
Auf der Suche nach Punkten, die Verbindungen
herstellen. Willkürlich. Hier gelingt das Vorwärtskommen.
Manch sich anbietender Fleck wird vermieden, allzu
einfach soll es nicht sein. Andere bringen einen gehörig
ins Schaukeln. Nicht den Boden berühren. So alltäglich.
War etwas? Was gilt alles? Nein, der Teppich nicht. Ich
höre kein gleichmäßiges Schnaufen, aber wiederkehrendes
Auspusten und Ausprusten. Heimlicher Spaß.
So schnell sein, dass der Boden nicht berührt wird.
Welch Freiheit. Flieg!
Es ist die Leichtigkeit des Spiels, der Rausch einer
einzigen Regel und die volle Konzentration auf eine
Sache, die mich begeistert. Ich berühre ihn nicht und
stehe dabei ganz fest auf ihm, dem Boden.
Wo war ich stehen geblieben? Auf dem Boden. Dann
nichts wie weiter. Aber es gilt eine Entscheidung zu
treffen: Die gleiche Strecke zurück, sie variieren oder an
den Anfangspunkt huschen und erneut drauf los, auf ganz
anderen Wegen. Im Kreis gehen, wenn das möglich ist.
Stirnrunzeln. Vielleicht geht es auch nach ganz woanders.
Wo bist Du?
Hier !
Wo?
Hier.
Warte, ich komme.
Mirjam Schröder