60. Sahner, Katrin

Nicht den Boden berühren

Original 60

23. 01. – 20.02.2011

 

   Pressestimmen:

Hamburger Abendblatt/Ohne bodenhaftung 04.02.2011  Ohne Bodenhaftung ePaper_HA_04.02.2011_Regional_3[1] 04.02.2011 Seite 3

 Hamburger Abendblatt – Harburg Boulevard „Rosarote Aussichten für die Kunst „

www.han-online.de/Kultur/article62357/Revolution-beginnt-zu-Hause.html

 

Auf den Schrank. Auf dem Stuhl sitzend, andere Beine benutzend.

Schwingend, kletternd, rutschend, schaukelnd.

In sich kehrend.

Nein. Nein!

Ach. Na gut.

Noch mal.

In Gewissheit der Schwerkraft. Sich nicht fallen lassen.

Wir sind da so gut aufgehoben, oben oder unten.

Nicht den Boden berühren!

Es gibt Orte, da finden wunderliche Dinge statt: dort

passiert es immer wieder, dass Menschen nicht den Boden

berühren. Sich winden und klammern. Überwinden,

scheinbar ohne Anstrengung. Stehen und liegen, sich

abstützen und balancieren, ein Klettern durch Stühle, ein

Klemmen in Spalten, von hinten beleuchtet, ganz

in Arbeit versunken. Ein Schaukeln vor und eins zurück,

ein Rutschen, Stück für Stück ein bisschen vorwärts.

Auf der Suche nach Punkten, die Verbindungen

herstellen. Willkürlich. Hier gelingt das Vorwärtskommen.

Manch sich anbietender Fleck wird vermieden, allzu

einfach soll es nicht sein. Andere bringen einen gehörig

ins Schaukeln. Nicht den Boden berühren. So alltäglich.

War etwas? Was gilt alles? Nein, der Teppich nicht. Ich

höre kein gleichmäßiges Schnaufen, aber wiederkehrendes

Auspusten und Ausprusten. Heimlicher Spaß.

So schnell sein, dass der Boden nicht berührt wird.

Welch Freiheit. Flieg!

Es ist die Leichtigkeit des Spiels, der Rausch einer

einzigen Regel und die volle Konzentration auf eine

Sache, die mich begeistert. Ich berühre ihn nicht und

stehe dabei ganz fest auf ihm, dem Boden.

Wo war ich stehen geblieben? Auf dem Boden. Dann

nichts wie weiter. Aber es gilt eine Entscheidung zu

treffen: Die gleiche Strecke zurück, sie variieren oder an

den Anfangspunkt huschen und erneut drauf los, auf ganz

anderen Wegen. Im Kreis gehen, wenn das möglich ist.

Stirnrunzeln. Vielleicht geht es auch nach ganz woanders.

Wo bist Du?

Hier !

Wo?

Hier.

Warte, ich komme.

Mirjam Schröder