71. Lottje, Petra

Petra Lottje

DAILY – VIDEO

 

28. Oktober – 25. November 2012

 

Petra Lottje
fängt die verstörende Wucht von „Message“ im Szenario einer kasperletheaterartigen Bude auf, und zugleich in drei weiteren Videos. „Das Nest“ und „Vielleicht zu lange“ erlauben den Betrachtern einen Kiebitzblick auf ihre mediale Referenz, indem ein sehschlitzartiges schmales Filmband sich über das  Bildfeld zieht, Sequenzen aus den medialen Referenzen, „Two and a half men“ und „Perhaps love“ mehr erahnen als sehen lassend. Das „Nest“ bekommen wir nur von außen zu Gesicht, während eine emotionslos  protokollierende weibliche Stimme uns die Dialoge präsentiert. Die Dialoge aus „Perhaps love“
erscheinen in Stummschaltung als Untertitel, während das lipsynch streitende unglückliche Liebespaar, aufgezeichnet in einem sie fern rückenden, blassen
Grau, von zwei melancholisch probenden Streichinstrumenten begleitet wird. In „Vorher, Jetzt & Später“ zieht Petra Lottje als ältere Berliner Dame auf ihrem Balkon, im roten Umhang der weiblichen Hauptrolle aus „Perhaps love“, lipsynch Bilanz über Erwartungen und Versäumnisse ihres Lebens.  Die Homogenität des videographischen und akustischen Illusionsraums auf je spezifische Weise auflösend, konfiguriert Petra Lottje so Situationen, in denen hinter der Maske inszenierter Gefühle unsere eigene Verstrickung in diese zum Vorschein kommen und wir so erleben, dass unsere Gefühle in den inszenierten mit ins Spiel kommen können, egal ob monströser, lächerlicher oder sehnsuchtsvoller Natur.

Ursula Panhans-Bühler

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog